Weit außerhalb von Leverkusen liegt der Bauernhof mit angegliederter Praxis der Physiotherapeutin Anja Horch.
Ich habe für meine Hündin, die nun 8 Jahre alt wird einen Hundemassagekurs gebucht. Sozusagen als Beginn einer massagetechnischen Vorbeugemaßnahme und als Geschenk. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es meinem Hund total gefallen wird.
Als ich auf den Hof fahre entdecke ich auf dem Beet vor Anjas Tür zwei schwarz-weiße Katzen und fange an zu beten, dass mein Hund sie nicht sieht. Der ist aber voller Neugier, was wir hier wohl wollen und versenkt die Nase im Gras, so dass die zwei ihm gar nicht auffallen.
Im Seminarraum angekommen werden wir freundlich von der Gruppe aus 6 Hund/Mensch Pärchen begrüßt. Vor allem ältere und auch kranke Hunde sind heute da. Wir sitzen alle zusammen auf dem Boden des Raumes und jeder hat eine Decke dabei. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde geht es auch schon an den Hund. Anja erklärt mit Hilfe eines Hundeskelettdummies die besondere Beschaffenheit des Hundekörpers.
Mithilfe ihres Junghundes, der als Anschauungsobjekt herhält erklärt sie auch schon die ersten Griffe. Zuerst sollen wir alle ein Gefühl für die Muskel- und Knochenanordnung des Hundekörpers bekommen, um so auf mögliche Verhärtungen in den Muskeln sensibilisiert zu werden.
Wir beginnen mit Streichungen vom Kopf bis hinab zum Rumpf. Massiert wird immer mit beiden Händen am Hund, da es wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Berührung beider Hände ausschlaggebend für den Grad der Gesamtentspannung und des Wohlgefühls des Hundes ist.
Um erst einmal ein Gefühl dafür aufzubauen, was eine entspannte bzw. verhärtete Muskelstruktur ist, fahren wir mit den Fingern auf den Muskeln senkrecht hoch und runter. Mein Hund ergibt sich nach 30 Sekunden wohlig seinem Schicksal und genießt jede Berührung. Das geht bei weitem aber nicht jedem Hund so. Es gibt einige, die nervös sind und sich erst gar nicht hinlegen möchten. Erst nach einer halben Stunde lassen auch sie sich überzeugen, dass es ihnen gut tut. Wir arbeiten uns fleißig durch Fell und Muskeln und walken unsern Hund langsam aber sicher ins Koma.
Wir lernen den Hund immer vom Kopf zum Rumpf zu massieren, niemals umgekehrt, da der Blasen Meridian dort entlangführt.
Eher feste anstatt zaghafte Griffe sind für den Hund angenehm. Knetend und mit drei Fingern drückend lösen wir langsam Blockaden und machen Verhärtungen wieder weich. Das ist ein schönes Erfolgserlebnis und Anja erinnert uns daran, dass unser Hund nur so verspannt ist wie wir es zulassen, denn durch die Massage können wir die Verspannungen wieder lösen. Fleißarbeit also. Dabei reicht eine Stunde pro Woche für einen gesunden Hund. Bei kranken können aber auch mehrmalige Einheiten sehr sinnvoll sein.
Anja kümmert sich dann um jeden einzelnen der Gruppe, korrigiert die Griffe und gibt kleine aber feine Tipps die individuell auf jeden Hund abgestimmt sind.
Wir lernen vor allem den Hund im Blick zu haben und zu schauen, wo er möglicherweise auf Schmerz oder Wohlsein verweist. Dazu haben wir sein Gesicht, und hier besonders seine Augen im Blick. Hunde sind Meister der Mikromimik, das bedeutet schon ein leichtes Blinzeln kann Schmerz an der massierten Stelle anzeigen. Dementsprechend sollte der Druck dann direkt verringert werden.
Genießt der Hund besonders wird er sich in den Druck hineinlegen, tief seufzen und die Augen sanft geschlossen halten.
Anja weist besonders darauf hin, dass der Mensch immer zu Eile und Hektik tendiert. Die sollten bei der Hundemassage absolut vermieden werden. Am Besten stellt man sich einen Wecker daneben und beginnt mit 2 Minuten Einheiten pro Griff und Körperregion, um so das Zeitgefühl zu trainieren. Wichtig ist auch, dass die Massage an sich sehr langsam durchgeführt wird. Die Faustregel sagt: Je nervöser ein Hund, desto langsamer die Massage.
Wir sollten es uns als Mensch ebenfalls gemütlich machen, damit die Massage zu einem schönen Ritual für beide wird.
Was können wir mit der Massage nun bei unserem Hund konkret erreichen?
Grundsätzlich führt die Massage zu Erwärmung der Haut, einer allgemeinen Steigerung der Durchblutung und einer Herabsetzung der Muskelgrundspannung. Massagen lindern Schmerz und erhöhen die Schmerztoleranz.
Wichtig ist natürlich auch den Hund auf beiden Seiten nacheinander zu massieren. Wenn wir mit einer Seite fertig sind drehen wir den Hund auf keinen Fall um, sondern lassen ihn erst ins Sitz kommen, um ihn danach auf die entsprechende Seite zu legen.
Drehungen auf dem Boden können sehr leicht zu lebensgefährlichen Magendrehungen führen, also Vorsicht, rät Anja.
Wann soll ich von Massage lieber absehen?
Grundsätzlich genießen alle Hunde die Massage, doch gibt es Ausnahmen, wann wir den Hund besser nicht massieren sollten.
Das gilt bei Infektionskrankheiten, lokalen Entzündungen, hier liegt die Gefahr der Verstärkung sehr hoch. Bei offenen Wunden und Fieber kann die Massage ebenfalls kontraproduktiv wirken. Gleiches gilt bei Tumoren, die durch die Massage stimuliert weiter wachsen können, bei Trächtigkeit und frischen Verletzungen von Bändern, Sehnen und Muskeln.
Während unsere Hunde nun alle ordentlich durchgeknetet werden bemerken die Menschen eine allmähliche Erschlaffung ihrer eigenen Muskeln, so eine Massage ist nämlich durchaus anstrengend, je nach Verspannung und Größe des Hundes.
Nach drei Stunden Theorie und Praxis holen wir unsere mittlerweile fast eingeschlafenen und absolut friedlichen Hunde langsam wieder zurück in die Realität und alle müssen erst einmal Wasser trinken und danach direkt Wasser lassen, ein weiterer Nebeneffekt der Massage, sie regt den Stoffwechsel an und macht durstig.
Mein Hund schaut mich mit einem tiefenentspannten verliebten Seitenblick an und ich weiß, das war das beste Geschenk, was ich ihr machen konnte.
Zum Schluss verteilt Anja noch das Massagescript, in dem man alles nachlesen kann. Das Schöne daran ist auch, dass die Massagegriffe bebildert dargestellt sind.
Neben den Massageworkshops bietet Anja Erste Hilfe Kurse in ihrer Praxis an, die von einer versierten Tierärztin geleitet werden. Auch Kräuterkunde wird in Seminaren angeboten, die natürliche Apotheke kann aufgefüllt, Wissen über die Heilkräfte der Kräuter erlernt werden.
Anja ist engagierte Tierschützerin von brunopet. Schaut doch mal vorbei.
Weitere Infos über Anja Horchs breitgefächerte Angebote findet ihr unter:
info@hunde-krankengymnastik.net
www.brunopet.de
Anja Horch
Gepr. Hundephysiotherapeutin
Gepr. Canine Osteopathin
Nußbaumer Straße 24
51469 Bergisch Gladbach
Tel: 02202 – 460 2882
Fax: 02202 – 460 2883
Nina Morgenstern